
Frankfurt, 17.08.09, 09:37
..ich sitz am Gate C14, wenn ich meinen Kopf nach rechts drehe, sehe ich viele fahrende Gepäckwagen, rollende Busse und ne Menge von Flugzeugen. Die Scheibe davor wurde gerade von einer kleinen kräftigen Frau mit einem Kopftuch akribisch geputzt. Vor ca. ner Stunde bin ich noch mit meiner neuen Bekanntschaft, der blonden Lisa, welche mir beim Flugzeugstart fast die Hand zerquetscht hat (ich bin ja immer für ne gute Tat zu haben), quer über den Flughafen gelatscht – natürlich in die falsche Richtung. Dabei begegneten uns Asiaten mit Mundschutz. Das eben benannte Mädchen hat außerdem drei Gastkinder, Drillinge, von denen eins am 29. August Geburtstag hat und die anderen beiden am 3. September. Wie geht so etwas?
An meinem Handgelenk befinden sich ein grünes Kullerarmband, welches Tini mir unter Tränen ganz fuchtelich um die Hand geknotet hat, und ein holziges von Franzi und Mellie, was ich in nem fetten Abschiedsbriefumschlag gefunden hab. Ich hab doch tatsächlich ne to-do-list von den beiden Tussis gekriegt. Das Highlight der 100 Aufträge: „unsere Namen mit Edding auf den Walk of Fame kritzeln“ – kein Ding, wird gemacht. Und ihr Uschis gebt mir einfach mal ne CD mit, die mir gerade Daughtry mit „Home“ in die Ohren schallt. Klasse, soll ich gleich umdrehen?
Jedenfalls glaub ich, dass der Alkohol von gestern noch wirkt. Ich bin viel zu verchillt gerade. Oder es ist die Müdigkeit.
Das blonde Lischen neben mir telefoniert gerade noch mal nach Hause und weint… nö, für Tränen ist es bei mir jetzt zu spät.
Nun kann’s langsam losgehen. Verdammt, ich will das Land verlassen…
Long Island, 08/18/09, 9:34 P.M.
Zweiter Tag und so viel liegt hinter mir. Die Hälfte hab ich bestimmt schon vergessen.
Im Kopf blieb mir aber der kugelbäuchige Busfahrer Jimmy mit seinen Hörgeräten, der auf der Hälfte der Fahrt vom JFK-Flughafen zur Au Pair Schule, das Radio aufdreht und als erstes Lied Aerosmith’s „I don’t wanna miss a thing“ läuft. Jimmy hat’s drauf. Wie hypnotisiert...
- ist doch nicht zu fassen.. ich musste gerade mit hunderten von anderen Mädchen überstürzt das Gebäude verlassen. Feueralarm. Alle klemmten sich ihre Laptops unter den Arm und holten noch schnell ihre Reisepässe. Einige kamen halb nackig aus der Dusche gerannt mit nur nem Handtuch um. Unten haben wir uns dann in einer Reihe aufgestellt, wurden gezählt, und große blinkende Feuerwehr-Löschzüge kamen angefahren und Feuerwehrmänner in gelben Anzügen und Sauerstoffflaschen sprangen hinunter… wie man das ausm Fernsehen so kennt. Und warum jetzt der Spaß? Keine Ahnung.. Es brennt zumindest nirgendwo. –
…wo war ich stehen geblieben vorhin? Wie hypnotisiert hab ich also während der Busfahrt aus dem Fenster gestarrt. Wie in nem Hollywoodfilm gab’s am Straßenrand Diners, typisch holzige Vorstadthäuser, kleine kultige Läden... „Mr. Z.“ fand ich lustig. Sah nach Ramschladen aus.
In der Schule angekommen, durften wir unsere Koffer in einem Raum abstellen, nachdem wir ziemlich zügig rausholen durften, was wir so brauchen. Die Koffer kriegen wir die hunderte von Stufen nämlich nicht nach oben getragen zu den Schlafräumen. Super.. aber wie mir auffällt, man braucht nicht viel. Zeit für Schnickschnack bleibt eh nicht. Ich bin entweder im Unterricht oder in der Cafeteria und in den Pausen gibt’s die Internet-Suchterei mit kollektiven Treffen aufm Flur, bei denen jeder wie gebannt auf seinen Laptop starrt. Im „Unterricht“ lernen wir, 100 mal am Tag die Hände zu waschen und wie man Kinder am besten in Watte packt und mit Samthandschuhen anfasst. Heute haben wir was gebastelt. Bei mir wurden es Figuren aus Plastebechern, die ziemlich außerirdische, flauschige Fühler hatten. Ich hab sie Mrs. Pink und Mr. Green genannt. Man merkt schnell… Ich beginne zu denken, wie ein Kind. Vielleicht ist es auch nur zu spät und ich muss schnell unter die hyperkalten Duschen und dann endlich pennen.
Das Wort der Woche ist jetzt schon „Respect“… und das allerwichtigste bei den Amis: „Be on time!“ ..Cool, dass meine Lehrerin permanent zu spät kommt.
08/19/09, 9:54 P.M…und damit ich mich mehr zu Hause fühle …19.08.09, 21:54
..hatte ich schon erwähnt, dass ich auf dem Flug 8 Stunden neben einem Pärchen sitzen musste, welches ziemlich mit sich selbst beschäftigt war? Das nimmt die Angst, über den großen Teich zu fliegen natürlich ungemein. Egal, hab eh meist gepennt.
Heute mussten wir Präsentationen vorbereiten. Wie Schule.. ätzend. Ich hab erzählt, was Kinder mit 11 Monaten so essen können. Herausforderung!
Highlight des Tages: Der Bilderbuch-Pummel-Schnurrbart-Police-Officer, der mit uns einen Workshop zum Thema Sicherheit gemacht hat. Er hat Mädchen Handschellen angelegt, lustige Situationen vorgespielt, unglaubliche Stories erzählt.
Wusstet, ihr dass man in den Vereinigten Staaten die gleiche Strafe bekommt, sowohl, wenn man in einen Laden geht, ne Kaugummipackung öffnet, einen davon isst, die Packung doch nicht mehr will und dann den Laden verlässt, als auch, wenn man zur Kasse geht, Geld herausnimmt und damit verschwindet? 1 Jahr Gefängnis.
So langsam werde ich hier vertraut mit dieser ziemlich unbehaglichen Situation und ich lerne die anderen Mädchen kennen, was sinnlos ist, da sich in zwei Tagen unsere Wege wieder trennen werden und alle quer über die USA verstreut leben werden. Jeder hat hier so langsam seinen Ruf weg. Ich bin das Mädchen ohne Schuhe mit den deutschen Koalas, das in den Pausen als erste auf dem Flur am PC sitzt.
Morgen geht es nach New York City! Ouuuu ja… ich bin gespannt!
1 comment:
oh man cärelein...du weißt gar nicht wie du einem fehlen kannst...
und lisa is ja auch bald weg...
ihr seid echt doof...
komm euch übrigens vorraussichtlich am 05.10.2009 für nen jahr besuchen;)...mir fehlt nur noch ne unterkunft
fehlst mir...schreib weiter so schön...
lieb dich, deine hannah
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