Friday, May 28, 2010

Brauche Bier... Bitte! / Die Liebeserklärung

18. Mai

Ist es denn zu fassen? Es spielen fünf unschuldige Deutsche ein wenig Tennis und ein paar Asiaten auf dem Nachbarfeld… Alles happy Sonnenschein. Da fliegen plötzlich schon ewig im Wald verweste Bälle aus dem Gebüsch über den Zaun. Erst einer, dann zwei, dann ein paar mehr. „Na? Wer von unseren Au Pair Freunden erlaubt sich denn da einen Spaß?“ dachten wir. Gelaber und Gepöbel dringt aus den Büschen. Wir noch am Lachen und Glucksen. Im nächsten Moment eine wahre Ranzballinvasion und spätestens als ein faustgrößer Stein geschleudert kam und eine Kerbe in die Platzoberfläche hackte, war Schluss mit lustig und meine Lachmuskeln erstarrten und hätten vor Scham am liebsten nen Abgang gemacht. Nach Besprechung der Sachlage entschieden wir uns für einen gekonnten Rückzug vom Schlachtfeld. Der Terrorclan schien über alle Berge. Wir also mit unseren sieben Sachen los Richtung Parkplatz, gerade durchs Zauntor des Platzes, hörten wir hektisches Geraschel im Busch. Ich hoppelte los, die Treppe durchs Dickicht hinauf, den Schritten hinterher. Den Hang auf der anderen Seite hinunter lag dann also ein Fußballfeld, was sich als Nachttreff der gehirnfreien Highschooljugend entpuppte. 11 Wurstgesichter stierten komisch zu dem blonden Mädchen hinauf, das schweigend und beobachtend im Schimmerlicht der Laternen stand. Ein doofes „Hallo Unbekannte“ kam auch noch bei rum. Als ich mich Richtung Parkplatz zurück drehte und etwas Deutsches zu den „Tennisatzen“ rief, setzten sich wie auf Konpfdurck 22 Teeniebeine in Rennbewegung Richtung ihrer Autos und hupend brach die Gang auf. Spektakel vorbei, dachten wir. Alle fuhren heim, nur Kerstin und ich gingen Ekelbälle und Stein vom Platz beseitigen. Zur Überraschung kam die Meute anscheinend zurück, denn als Kerstin und ich endgültig fahren wollten, huschten Cappyträger um die Ecken des zwischen den zwei Parkplätzen gelegenen Hauses. Detektiv Gran und Fuhrig begannen die Verfolgungsjagd. Quer über den Fußballplatz, an dessen Ecke sich die drei verbliebenen Streifenpullis dann in alle Richtungen aufteilten und an der nächsten Straßenecke hatte ich dann auch keinen Bock mehr und die Lust, ein paar Teenies anzukacken verflog auch schnell. Auf dem Rückweg sah und hörte man mitunter die Lichter und Hupen hinter Sträuchern die Straßen entlang strullern. Zum guten Ende fuhren wir los und bogen gleich wieder auf den anderen Parkplatz rauf, einem schwarzen Audi hinterher. Genauso fancy wie sein Auto sah auch das Hemd des Typen hinterm Steuer aus, nur genauso dumm wie ein Auto hat auch sein Gesicht mich angeguckt, als ich vorbei geschneit kam, um mich mal nach dem Befinden der drei Insassen zu erkundigen. „Nein, wir sind hier um ein paar Freunde zu treffen und kommen gerade von 7/11 (sowas wie ein amerikanischer Späti)!“ Ein perfektes Alibi aufn Tisch gepackt, obwohl ich nicht mal gefragt habe, was sie die Zeit davor so gemacht haben.^^

Fast mit einem schlechten Gewissen verließen Kerstin und ich dann den Schauplatz, weil er wirklich ein bisschen verdattert war und mit mir geredet hat, als wäre ich eine 40jährige Polizistin. Einstimmig hätten Kerstin und ich an seiner Stelle gesagt „Was laberst’n du eigentlich?! Verzieh dich, Bitch!“…oder so ähnlich. Vielleicht ist das ja nur die deutsche Direktheit, die den Amikids da fehlt, und sie sprachen freundlich die Wahrheit oder die Würste sind alle Mitglieder im Highschool eigenen Dramaaaklaaaap!

27. Mai

33° sagte das Thermometer nach deutschen Maßstäben heute. Da bot sich ein Strandausflug doch an. Hundert Sachen zusammen gepackt und los gings. Es war herrlich, die Kinder waren quietschfidel, das Wasser arschkalt und der Aufenthalt am Strand ließ sich den Kreis vor meinem inneren Auge schließen. So stellt man sich das Leben als Au Pair vor. Unnormal gut gelaunt mit den Leihkindern am Strand rumhängen und dazu die übertriebensten Strahlefotos ganz nach amerikanischer Art schießen, die alles noch zehn mal glücklicher aussehen lassen. Absolut überzeugt von meinem Glück am heutigen Tage war ich dann aber beim Fund von einem 20$ Schein mitten auf der Straße.

Nun schauen wir doch mal auf das vergangene Wochenende zurück, welches mal wieder ein voller Erfolg war in puncto Neues sehen und erleben.

Freitag zeigte mir Lisa ihre Bonzenhütte in Stamford, plus zwei Mädchen am Wochenendbeginn in Verbindung mit dem V-Getränk. Ihr wisst schon… Das kann nur Gutes bedeuten. Der nächste Tag begann eher gewöhnungsbedürftig, als uns am Morgen, gegen halb acht das pervers ohrenbetäubende Dröhnen des Feuermelders weckte und auch irgendwie nicht auszuschalten war bzw. erst später mit einem Code, der aber nicht so einfach heraus zu finden war, quasi mitten in der Nacht. Nirgends hat’s gebrannt, ausschlafen im Arsch. Im Zugabteil fuhren dann später drei kleine schwarze Jungs mit, dessen Nasen, als die Bahn in die Stadt einfuhr und die Bronx durchquerte, in Kombination mit tellergroßen Augen an die Scheibe gepresst wurden und mir wirklich die Worte nehmen, diese sagenhafte kindliche Begeisterung zu beschreiben. Bei unserer Entdeckungsreise durch Soho, Little Italy und Tribeca wartete als erstes eine „Kunstausstellung“ auf uns, die lediglich einen komplett mit glatt gestrichener dunkler Erde befüllten Raum beinhaltete. Der „Earth Room“. Einziger Kommentar meines Gehirns dazu: „Aha“. Es folgten ein wenig Shoppen und dieser Laden und jener Laden, unter anderem „Kiosk“, der vom Ladenbesitzer aus anderen Ländern mitgebrachte Dinge beherbergte, wie auch etwa Klosterfrau Melissengeist aus Deutschland. Soll ja die Nerven beruhigen. Schon das Treppenhaus war die Besichtigung wert. Ein Hoch auf Graffiti und Wandgekritzel. Bald mehr als eine Stunde brachten wir am Ende sitzend in irgendeinem fast unschönen Park zu. Ein namenloser, alter Typ, der in einem Schnapsladen arbeitet, hielt dort seine Mittagspause ab (abends, halb sieben) und quatschte uns eigenartig von der Seite an. Ne Zahnlücke hatte er auch. Spätestens als er meinte, er würde gern sowohl Deutschland bereisen, als auch Amsterdam („Ihr wisst schon warum…“), festigte sich meine Vermutung, dass der schon ordentlich einen durchgezogen haben musste. Der Höhepunkt der Konversation war allerdings die Aussage, dass er nur etwas mit Frauen anfinge, die hübsch und reinlich sind. Ja komm mal klar, Kollege, fast keine Zähne im Mund, Augen, die den Wahnsinn nur so ausspucken und dazu wirres Gelaber von fetten trinkenden Verflossenen, die es nicht auf die Reihe bekommen haben, das Klo deines Köters zu reinigen, während du zu voll und zu müde warst, es selbst zu machen… und dann noch Vorlieben, was Weiber angeht?! Genauuu. Zum guten Schluss eines jeden Ausfluges im südlichen Teil Manhattans gehört ein Abstecher zum Washington Square Park. So taten wir und verbrachten auch dort eine kleine Ewigkeit und lauschten und lachten zu einer ziemlich coolen Improtruppe, die mal eben ihren Flügel in den Park geschoben hatte plus Schlagzeug und Diverses. Das nicht enden wollende Medley gab der lüsternden Menge Kassenschlager wie „Thriller“, „Take On Me“, „Don’t Stop Believing“, „Pretty Woman“, „Kiss“, „Empire State Of Mind“ oder auch „Groove Is In The Heart“, bei dem mir das Herz am weitesten aufging, da Lisa und ich es zuvor noch im Auto auf dem Weg zum Bahnhof hörten. 22:30 Uhr und der Abend begann gerade erst. Ein paar Straßen aufwärts trafen wir dann auf das leicht angesäuselte Viererpack namens Jacky, Kerstin, Fritte und Pascal, von denen der letztere uns auf die Idee brachte in einen ihm bekannten Schwulenclub namens „Rush“ zu gehen. Den besoffenen Arsch von Pascal rettend, bin ich dann mal mit ihm voraus durch den Eingang geeilt – als einzige offiziell Volljährige an diesem Abend. Da ließ das „schon“ zweite Bier an diesem Tag nicht lange auf sich warten. Zwei Stündchen auf ausschließlich von Frauen gesungen Lieder abspacken stand auf der Liste. Und es war für uns alle glaube ich ein Erlebnis, mal zu sehen, wie diese Menschen vom anderen Ufer doch tatsächlich in Sekundenschnelle aufeinander abgehen und „loslegen“ will ich es mal nennen. Und damit meine ich nicht nur Männlein und Männlein. Nein, auch ich war auf einmal fest im Griff eines kleinen Typen, der mich arg unsanft an den Haaren packte, wie Lisa es bezeichnete, fast wie im Porno und mir danach herzallerliebst lächelnd erzählte, wie sehr ich ihn doch an eine Freundin aus seiner Schulzeit erinnert. Süß. Mein Ausflipper kam dann aber erst, als auf einer Art Podest circa fünf Jungs („normale“ Clubbesucher) tanzten - und zwar so wie das Mädchen mit Bürste oder Fön zu Hause vorm Spiegel machen würden – welche allerdings, als „Single Ladies“ gespielt wurde, jegliche Etikette verloren und sich zur original Choreografie alle unabhängig voneinander und trotzdem perfekt synchron die Seele aus dem Leib tanzten. Ungelogen, (und ich habe schon eine Menge Menschen in meinem Leben gut tanzen sehen) ich bin noch nie zuvor solch leidenschaftlichen und ausdrucksvollen Tänzern begegnet. Das war Feuer! Dies konnte zwar nichts mehr toppen, aber des Erzählens wert sind die drei Transen, die uns auf dem Rückweg beim Straße überqueren begegnet sind, trotzdem. Letzte Zigarette auf den Stufen des Bryant Parks. Vier Jungs, wahrscheinlich jugendliche Touristen, kommen die Straße entlang, der eine seine Hosen, inclusive Unterhosen runtergezogen und sein Gemächt präsentierend. Ein anderer kommt näher, schaut mir in die Augen, sagt „I love you“ und zieht ab. Dies bedarf keiner weiteren Worte.

Und damit es auch jeder weiß: unsere späteren Töchter heißen Corona Green Fuhrig und Melody Pink Eisenbeißer.

Ende.

Tuesday, May 18, 2010

„Pornöse” Skyline / Bierboot / Highway to Hell

03. Mai 2010, 22:10 Uhr

Es ist nach zehn, der Tennisplatz der Highschool wird von Flutlichtern bestrahlt, die Bälle floppen über den Platz und ich seh dem Schauspiel von der Seite aus zu. Das benachbarte Footballfeld liegt unter schwerem Nebel der Nacht und der Atem unserer ambitionierten Tennisspieler, Jacky und Pawel, verbindet sich mit der feuchten Nachtluft, in der das Wasser in Millionen von Minitröpfchen steht und jeder Hall sofort verebbt. Mein Zigarettenqualm steht nahezu regungslos in der Dunkelheit und hüllt mich in Zeitlupengeschwindigkeit komplett ein. Hinter den Bäumen lassen sich die Silhouetten von Basketballkörben im dämmrigen Laternenlicht erahnen und auf der Tartanbahn hinter mir läuft hin und wieder absolut geräuschlos ein Mensch durch die dunstigen Lichtkegel der Laternen. Welch ein Montagabend. Langsam kühlt alles ab und wir erhaschten zur späten Stunde die einzig erträgliche Zeit um draußen zu sein Anfang Mai.

Ein Wochenende wie man es sich wünscht, liegt hinter mir. Samstag zog es mich und Lisa nach Brooklyn Green Point und Williamsburg, welches in meinen Augen eine perfektionierte Fortführung des Manhattaner Villages darstellt. Secondhandläden, bunthaarige Menschen mit komischen Sonnenbrillen auf den Nasen, mit Straßenplakaten und Graffitis verhangene Hauswände. Mein Favorit an diesem Tag: ein Laden namens „The Thing“, welcher die größte ungeordnete Plattensammlung der Welt beherbergt. Ohne Witz, ein Keller mit vollgestopften Plattenkisten, vom Boden bis zur Decke. Ziemlich cool auch die Peter Pan Bakery, obwohl das wohl nur am Namen liegt und ein Laden für Markenliebhaber von Vans, Volcom und so mit Indoor-Halfpipe. Lisa ging wohl der Secondhandladen sehr ans Herz, der ein Top mit regenbogenfarbenem Leomuster für sie ausspuckte. Zerschmelzen war allerdings angesagt, spätestens als sich uns der Blick auf die Skyline Manhattans vom East River State Park aus eröffnete. Am späten Abend trieb es mich und drei andere Mädels dann mit dem Auto noch einmal ins Herz von New York an die Lower East Side. Der Weg über den West Side Highway war wie immer ein Spektakel zur Nachtzeit, mit Spiegelungen der Lichter im Hudson River und dem Blick auf die tausend Glühbirnen an den Bögen der George Washington Bridge. Unser Ziel war ein Studentenapartment von zukünftigen norwegischen Ingenieuren, welche sich ziemlich gechillt auf ihrer Dachterrasse aufhielten und Bier tranken. Dies war nicht das eigentlich Sehenswerte, sondern über die Rehling hinaus das in den Nachthimmel hinaus strahlende Manhattan mit all seinen Hochhäusern und Wolkenkratzern und wie immer ragte das markante Empire State Building aus seiner Mitte empor. Das wohl perfekteste Bild, das sich mir jemals auf diese Stadt erschlossen hat. New York City, in der lauen Sommernacht des 1. Mai 2010. Aber New York City wäre nicht New York City, wenn sich nicht wieder irgendein abgedrehter Mist einreihen würde. Wenn man sich über das Balkongeländer beugte, lief auf der anderen Straßenseite ein aus steinalten Zeiten überlieferter Pornofilm, projiziert an die Hauswand gegenüber einer großen Dachterrasse mit Liegen und Palmen, ein paar Stockwerke weiter unterhalb. Da haben 90 % der sehr reservierten Europäer auf „unserer“ Dachterrasse schon eigenartig amüsiert gestaunt.

***

Pouring rain ends up

running down the windows

2 A.M.

On the highway to New York

You’re dreaming in a deep sleep

Souls rest from the troubles of young lives

I breathe the melody of the radio

trying to swallow the fear

I do not know what’s going to happen

I can not see behind that hill

Only brightened up horizon sky

by shimmering lights unclear

Cars are rushing

There’s a thought of the times

When I used to stand outside

Night after night

Asking what life might bring

Where I would be

Now I’m here though,

New York in sight

You’re still too far,

but not yet away

Feels as if somehow

I am not with me

***

17. Mai 2010

Neun Monate in den Staaten. Genug Zeit, um ein Kind zu bekommen. Hätte ich mich zum Wehrdienst gemeldet, wäre ich heute auf dem Heimweg. So lange zieht sich auch in etwa eine Verfassungsänderung in Thailand dahin. Außerdem ist es die maximale Dauer eines 1€-Jobs.

Freitag. Chillen bei Mellie in Hastings. Mal wieder ein neues Haus erkunden. Plus Bier. Herrlich.

Samstag. Auspennen, ganz brutal bis um elf.^^ Kein Internet. Abends zum Disco Boat Cruise um Manhattan. Au Pair Treffen. Plus Bier. Noch herrlicher. Beschreibung folgt.

Lisa und ich strahlen also mehr oder weniger aufgebrezelt gegen halb fünf Richtung Stadt, denn der Partydampfer, beladen mit hunderten feierwütigen Au Pairs sollte zwei Stunden später vom Pier 83 am Hudson River ablegen. Gesagt getan, zwei mal so viele Stöckelschuhabsätze haben dann also wirklich das Boot unsicher gemacht, welches mit eigenem DJ der Menge einheizte und bei PERFEKTEM Abendlicht um Manhattan herum fahrend eine sagenhafte Party für uns steigen ließ. Vorm Einsteigen wunderten sich einige von uns, warum die Passkontrolleurin eigentlich jedem Deppen so ein hübsches lila Volljährig-Bändchen umhängte. Schon das Bier in der Hand erschien es dann sonnenklar, wo kommt da schon ein Polizist vorbei, so mitten aufm Fluss? Eine laue Seebrise wehte uns die Haare gegenseitig in den Lipgloss und je höher der Schuhabsatz, desto spannender die Balance beim Seegang. Auch wenn ich nicht verleugnen kann, dass diese Sause sehr feuchtfröhlich verlief, muss ich nüchtern betrachtet sagen, dass sich uns wunderschöne Szenarien eröffneten. Die untergehende Sonne hinter der Freiheitsstatue, dessen Licht sich in Fensterfassaden von New Jerseys Hochhäusern glitzernd spiegelte, sowie wärmste Farbmischungen auf dem Hudson River ergab, die Manhattan Bridge unterm Sternenhimmel, ein knallrotes Pepsi Cola Neonlogo in Brooklyn, so groß wie eine Hauswand direkt vor unserer Nase und die Wolkenkratzer von Manhattan, eingerahmt von den mit Lichtpunkten besetzten Brückensilhouetten. Ich glaube jeder auf diesem Schiff, egal wie breit beziehungsweise partylaunig er schon gewesen ist; um diese Eindrücke zu realisieren und festzuhalten, und das nicht nur in Form von einem schnellen Biltzlicht, dafür nimmt man sich dann doch mal ne Minute, will ich meinen.

Sonntag. Nach fünf Stunden Schlaf gegen viertel acht schnell ein Sandwich gemacht und einen Pancake auf die Hand, noch meiner Gastfamilie n schönes Frühstück gewünscht und Lisa und ich schossen los, Gizem und Fritte abholen mit anschließendem Treffen zum Morgenkaffee bzw. –kakao beim Starbucks, um als Karawane auf dem Highway dann Richtung Süden zu steuern. Der zwei Stunden entfernte Vergnügungspark SixFlags in New Jersey war unser Ziel. Neun Leute, die von morgens bis abends von einer Achterbahn zum nächsten Nervenkitzel treiben. Ich sage nur in 3,6 Sekunden auf 200 km/h beschleunigen plus senkrecht 45 Stockwerke aufwärts schießen. Tschüssi denn! Aber Rekorde hin oder her, ich könnt mich hundert mal in ne Achtbahn setzen, bei der eigentlich nur die Hüfte festgeschnallt wird und der Rest des Körpers in Schwerelosigkeit tun und lassen kann, was er will. Drum sind wir alle zusammen zur letzten Fahrt ins Nitro und haben von der Abendsonne begleitet den Moment der Freiheit und diese unbeschreibliche Leichtigkeit genossen. Da vergisst man auch mal kurz die eigentliche Geldmacherei, die mit solchen Parks betrieben wird. Augen zu, Arme hoch, Kopf aus. Und die Adrenalinschübe nahmen auch nach Parkschließung kein Ende. Halb neun Abfahrt, nachts um zwei Ankunft. Da haben wir mal wieder die unglaublichen Massen unterschätzt, die sich zu Nachtstunden nach New York reinquetschen. Noch 24 Stunden später hab ich Knie-Aua vom Pedalwechsel im Stau vor der George Washington Bridge. Aber Lisas Kiste hat’s gerockt, der gute Ford Escape.^^ Nix mit Reißaus. Seit gestern sind auch Navigationssysteme auf meiner Sympathieliste stark gesunken. Nach dem Desaster von Autofahrt hat dann heute Morgen meine Gastmutter ganz nebenbei erwähnt, dass der Lincoln Tunnel doch eine gute Auswegmöglichkeit gewesen wäre. Vielleicht verlernt man in den USA tatsächlich, auch mal unterhalb der Oberfläche nach Lösungen zu suchen. Nach dem bisschen Nachtschlaf hab ich mich dann mittags doch mal entschieden, ne Stunde die Augen zu zumachen. Als ich aufgewacht bin, hab ich mich, als auch wirklich den letzten Beweis dafür, dass heute alle unsere Gehirne auf halb zwölf hängen, panisch gefragt, wer ich bin und was ich hier eigentlich mache…