Sunday, November 07, 2010

Pusteblume

Pusteblume
Wie ein Schlag ins Gesicht
oder in den Bauch,
eiskalt ohne Warnung.
Ich schließe die Augen.
Wenn ich könnte, ginge ich zurück
zu der Zeit, als ich klein war
und die Papusse der Pusteblume in den Kosmos schoss,
oder es wenigstens versuchte.
Als diese Blume mein Alles war
und die kindliche Unschuld mich trug.
Die Flöckchen in der Luft
erfüllten mit ihrer Reinheit meinen ganzen Verstand.
Und das war genug.
Doch wenn meine Lider die Augen frei geben
und auch der Schleier verschwindet,
bin ich hier
mit meinem leeren Bauch
und der Unfähigkeit zu leben,
zu lieben,
geliebt zu werden.
Dann bin ich mit mir allein
und mein kalter Bauch lässt eine Lücke
für das rote, schlagende Etwas in mir,
das seinen Platz nicht mehr kennt,
das auch ich nicht mehr kenne
und brauche,
nicht mehr gebrauchen kann.
Als leere Hülle fahr ich nach Hause,
der Zug quietscht
und seine Türen schubsen mich raus
in den kalten Regen,
der mein glühendes Gesicht kühlt.
Wie ein Kind schlurf ich davon,
mit leerem Bauch
und sehne mich nach der Einfachheit,
nach der Pusteblume im Wind
vor blauem Himmel und fluffigen weißen Wolken.

Saturday, July 17, 2010

Sommerregen / Ende

„[…]I left myself behind somewhere along the way

Hoping to come back around to find myself someday

[…]

It’s time to make my way into the world I knew

[…]

That’s all I’ve ever wanted from this world

Is to let me be me[…]”

(3 Doors Down)

14.07.2010, 10:52 – Happy Birthday, Michel!

Einer meiner letzten Stadtbesuche ruft. Es regnet wie aus Eimern, aber es ist ja kein Geheimnis, dass nichts mein Gemüt mehr erhellen kann, als ein warmer Sommerregen. In zwei Tagen kommt das neue Au Pair in unsere Familie und nächsten Donnerstag steige ich in den Flieger nach LA. DER Urlaub im Leben eines Au Pairs steht mir bevor. Zwar hab ich ein bisschen Bammel, zum ersten mal so ganz allein durch die Welt zu pilgern, aber ich bin unfassbar gespannt, was Los Angeles, Las Vegas, der Grand Canyon, San Francisco, Seattle und Co. für mich bereit halten. Ganz dick in meinem Kalender steht „7. August, Berlin Tegel“ mit einem Herz als i-Punkt.^^ Mit Zwischenstopp in London trete ich also in gut drei Wochen die Heimreise an.

Gestern war ich mit Lisa noch im Central Park, um mir die Philharmoniker anzuhören. Wir lagen im Gras, lauschten klassischer Musik und dämmerten im Halbschlaf einer lauen Sommernacht entgegen. Eines der letzten Spektakel meines Auslandsjahres. Und welch Ironie, mein erster Ausflug in die Stadt führte zum Washington Square Park, wo auch die Geschichte des Filmes „Der Klang des Herzen“/August Rush beginnt. Na? Und womit endet dieses Stück Filmgeschichte? Mit einem Happy End beim gerade erwähnten Konzert der Philharmoniker auf dem „Great Lawn“ des Central Parks. Muss ich nur noch lernen, Cello zu spielen und mir dann von einem feschen Rockstar ein Kind machen lassen. Haha. Eine zuckersüße Frauenstimme singt in meinem Ohr gerade „..doch ich fühl mich erst wieder wohl, wenn ich nach Hause komm…“. Vor dem Zugfenster fällt literweise Wasser auf die Erde. Es regnet und regnet.

Nun spielt die Musik „Hide and Seek“ von Imogen Heap, ein Lied mit welchem Hannah ein Abschiedsvideo für mich beschmückt hatte, damals – vor einem Jahr, als mir das Herz bis zum Hals schlug, weil mir wenige Stunden verblieben, bis ich am 17. August 2009 das Land verließ, um zu neuen Ufern aufzubrechen und ein Jahr in New York zu leben, welches mich wachsen lassen und an vielen Erfahrungen reicher machen sollte. Und wenn ich mal Resümee ziehe, hat es das ohne Zweifel getan. Ein Jahr lang in einem fremden Land, voller Verantwortung, ja ich will fast sagen eine Ersatzmutti für drei kleine Kinder zu sein, geht wohl an keinem wirkungslos vorbei. Die Orte und Dinge, die ich zu sehen bekommen habe, die Begegnungen, die mir passiert sind und auch die Hürden, die ich zu nehmen hatte, sowie die Rückschläge und Erniedrigungen, die ich erfahren sollte, haben aus mir, wie ich glaube, einen besseren und stärkeren Menschen gemacht. Nüchtern betrachtet war es wirklich ein Sprung ins kalte Wasser, von null auf hundert – und am Ende bin ich stolz und froh, mich nicht des Öfteren von der Versuchung, meine Schwäche einzugestehen, hab übermannen lassen und nicht frühzeitig meine Sachen gepackt und zurück gefahren bin. Schließlich wollte ich bereits geschlossene Freundschaften nicht aufgeben oder den Spaß und auch das leichte, sorglose, jugendliche Leben mit all seinen Möglichkeiten nicht missen. Ein Jahr der Kontraste und Extreme nimmt sein Ende und ich glaube, das Beste daraus mitgenommen zu haben.

Pause

16:06

Ich lass mich wieder Richtung Scarsdale treiben und endlich steckten meine Füße mal im Brunnen vom Washington Square Park, wo auch Kinder ausgelassen durchs Wasser planschten. Zum guten Schluss wurde mir noch im vor einigen Monaten erwähnten Salon Alfangi von einer spanischen Senora das Gesicht durch geklopft, die mir noch verklickern wollte, wie schlecht meine Haut sei und mir eine Gesichtsbehandlung aufschwatzen wollte. Womit hatte ich neben Hautproblemen dieses Jahr noch Streit dank furchtbarer Inhaltsstoffe in Essen und chlorigem Wasser, sowie Bakterienschleudern? Diverse Viren mit daraus resultierender (Schweine?!)Grippe oder unmenschliche Magendarminfekte, Gewichtszunahme und Fettablagerung in den Beinen, leidende Haare, reißende Haut an den Fingern… die Leiden des Fräulein Fuhrig.

Nun ziehen wir mal positive Bilanz. Ich durfte Orte sehen, wie etwa Philadelphia, Conneticut, Baltimore bzw. Maryland, ganz oben auf meiner Liste Chicago, außerdem Washington D.C., die Niagara Fälle, Verschiedenstes im Staate New York, über und über New York City und in den nächsten Tagen noch die zuvor genannten Städte in Kalifornien, sowie anschließend Seattle. Sogar bis nach Mexiko und Kanada bin ich gekommen. Ich habe Bekanntschaften mit Menschen aus der ganzen Welt gemacht, dem trauten Deutschland, Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Griechenland, Türkei, Südafrika, Australien, Neuseeland, Groß Britannien und Brasilien. Ich muss nicht zusammen rechnen, was ich in elf Monaten Arbeit verdient hab, was außerdem auch ein sehr umstrittener Betrag ist, aber ich habe mir den Spaß gemacht und durch meinen Messi-Haushalt und alle aufgehobenen Kassenbons so ein paar Sümmchen zusammen rechnen können. Ich habe überschlagen an durchschnittlich 4-5 Abenden die Woche bei Starbucks insgesamt um die $500 springen lassen, circa $650 für Restaurantbesuche, über $980 für Bücher und CDs, $421,38 für „nur“ das Verschicken von Geschenken und Post, $271,50 für Kino und Musicals (die Parkkosten zusammen zu rechnen war ich zu faul), wobei die ermogelten Filmbesuche durch angestellte Jamaikanerfreunde nicht berücksichtigt sind, an die $800 bei CVS, dem amerikanischen Schlecker, wovon ein erheblicher Teil für den Fotoinhalt meiner Scrapbooks drauf gegangen ist, ungefähr $550 bei Target (entspricht einem deutschen „real“), - jetzt kommt’s - sage und schreibe $3435,88 für Kleider und Schuhe (glaubt mir, das ist unschuldig beim Shoppingwahn in diesem Land) und eine Unsumme für Reisen und sonstiges Amüsement. So ungefähr sieht der verschwenderische Finanzhaushalt eines ambitionierten Au Pairs aus. (Lisa würde jetzt wieder in ihrer girliehaften Stimme ein zierliches „I don’t give a fuck“ daher singen.) Da kommt schon was zusammen, was dann so wohl in meiner Erinnerung, als auch in Koffern nach Hause mitgebracht werden muss.

Nun lasst mich mal noch ein bisschen Scheinchen für den Höhepunkt meines Jahres verballern – zwei Wochen High Life an der West Coast (yo man!) der Vereinigten Staaten. Und dann habt ihr mich auch schon wieder an der Backe und DANN wird erstmal einer gehoben! (Hab ich schon erwähnt, dass ich versucht hab, meiner Zweijährigen Zählen auf Deutsch beizubringen und sie aus der „vier“ ein „Bier“ gemacht hat?)

Wir sehen uns.

Zeit, den Stift beiseite zu legen.

P.S. Ich habe doch gesagt, ich bin in ein paar Tagen wieder da…^^

Sunday, June 27, 2010

Hässlich seltsame Begegnungen im Zug und andere Gründe zum Feiern

„Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“

(Guy de Maupassant)

Scarsdale, 26. Juni 2010, 22 Uhr

Ist es nicht tragisch, dass ich mehr als 10 Monate gebraucht habe, um zu einer schönen Gewohnheit zurück zu kehren? Ich habe mir gerade eine Flasche Wein aufgemacht und dümpel bei Chillermusik ein wenig in meinem zum Glück klimatisierten Dachboden der Nacht entgegen. Ein interessanter Samstag geht auf sein Ende zu. Nach Auspennen und einem Fast-Erstickungstod am Bahnhof, verschuldet von einem Schluck Wasser, trieb es mich ins Museum des International Center of Photography, welches kuhle Ansammlungen von Schwarzweißfotos bereit hielt, sowie eine Ausstellung zum Thema Civil Rights Movement, dem Kampf für Rassengleichheit und Gerechtigkeit in den USA. Außerdem gab es einen Raum, in dem Fotografien einer deutschen Künstlerin ausgestellt wurden, die ihre Begeisterung für missgebildete Neugeborene bzw. Föten visualisiert hat. Mich hat das eher missgestimmt. Einem kleinen Mädchen mit geflochtenen Zöpfen hat’s gefallen. Die betrat den Raum und kreischte freudestrahlend „Oooh, Dinosaurierrr!“. Als ich später durch die stickige, mit ihren Millionen unterschiedlichen Gerüchen bzw. Gestänken angereicherte Luft von New York City flanierte, mich kühlend mit dem besten Kiwi-Erdbeer-Smoothie dieser Erde, die sechste Avenue hinunter, zwischen Marktständen für Klamotten und kulinarische Spezialitäten aus verschiedenen Ländern, entdeckte ich den braungebrannten, muskulösen Griechen mit unerlaubt schönem Gesicht namens Jimmy, dessen wirklicher Name Dimitrios ist (äh?), welcher des Öfteren beim Starbucks rumhängt. Entschuldigung, aber den Typen könnt ich einfrieren und in eine Vitrine stellen. Er arbeitet zufälligerweise am Wochenende an einem Gyrosstand. Macht Sinn, ne? Jedenfalls überwand er seine Verwirrtheit, mich hier zu sehen und bemerkte dann mit seinem breiten Lächeln, wie „süß“ ich doch heute aussehe (Geht einem da nicht das Herz auf?) und berichtete mir gleich lachend von einem schwulen Schauspieler, der in einem Film mit Nicolas Cage auftaucht und gerade zu ihm angekommen wäre und ihn um ein Date gebeten habe. Ich wünschte, ich könnte diesen angewiderten Blick beschreiben, den Männer auflegen, wenn sie darüber nachdenken, Opfer eines Andersgesinnten zu werden. Ist es nicht schön, dass man sich in dieser Stadt, erst recht in Chelsea, dem Schwulen- und Lesbenviertel schlechthin, in dem wir uns schließlich gerade befanden, trotzdem noch über solche seltsamen Begegnungen amüsieren kann? Ein wenig später im Washington Square Park, der Ort, der MEIN Herz der Stadt ist und immer bleiben wird, saß ich, einen Jungen, auf grün angesprühtem BMX-Rad, beobachtend, mit meiner qualmenden Zigarette und bekam einen Flyer in die Hand gereicht, der für einen Super-wie-eklig-gesundes-organisches-Essen-Laden wirbt. Innen war dann neben einem Anti-Koffein-Zeichen unter anderem auch ein Bildchen mit einer durchgestrichenen Kippe mit der Aussage „Smoking is out!“. Es folgten viel zu lange Predigten über gesundes Leben und als ich groß das Wort JESUS las, hätte ich dem Heini den Wisch am liebsten wieder hinterher geworfen.

Mein nächstes Highlight gab es in der U-Bahn. Krachend voll, dementsprechend eng aneinander gedrängte Menschen. Schräg hinter mir ein ranziger, alter Typ mit öligen nach hinten gekämmten, zu einem Zopf zusammengebundenen Haaren, den anscheinend ein dreifaches Delirium heimgesucht hatte. Mit halb geöffneten Augen sackte er alle paar Minuten im Stehen in sich zusammen bzw. kippte nach vorne – mir näher kommend und auf die Pelle rückend. Es war zwar kacke eng im Zug, aber als sein Mund tatsächlich fast meine Schultern berührte und aus mir nur ein angeekeltes, leicht hysterisches„Excuse me?!“ raus kam, zuckte er erschrocken auf, aber sank nach wenigen Sekunden wieder auf hervor gegangene Art und Weise zusammen.

Aber vergessen wir den Grusel… Was gab es eigentlich noch so in der letzten Zeit? Ha! Da fällt mir doch gleich die nächste Subway-Story ein. Letztes Wochenende, auf dem Weg nach Coney Island, einem Strand in Brooklyn, der tatsächlich wie in irgendeinem Text beschrieben, ein Ort von einer anderen seltsamen Welt zu sein scheint, tauchte ein alter Afroamerikaner im Wagon auf, der aus dem Nichts begann, mit einem Bein hart auf den Boden zu stampfen und den folgenden Vers immer und immer wieder in einem grimmigen Ton, den anderen Passagieren in ihre Gesichter zu schreien: „I’m lost! I’m not dead! I’m from Brooklyn…“ Dieses und noch anderes wirres Zeug kamen ohne Pause aus dem Durchgeknallten heraus. Eine jüngere, ebenfalls Afroamerikanerin, erbarmte sich nach einer Weile und sagte in einem schon gut angepissten Ton „Shut the fuck up!“… unbeeindruckt fuhr der alte Kerl fort. Ihr platzte darauf hin der Kragen. „Shut the fuck up! I’m also a crazy bitch, nigger!! Sit down and shut the fuck up!“ Sie erntete Applaus, er verließ an der nächsten Station die U-Bahn und stieg in eine andere ein. Nun zum Eigentlichen. Coney Island war also Samstag, den 19. Juni angesagt, ebenfalls Tag für die Mermaid Parade dort. Ein Ort, an dem an jenem Tage verschiedenste Kulturen aufeinander trafen. Unter ihnen befanden sich weitest gehend leicht bekleidete, mitunter Ganzkörpergeschminkte Badenixen und Neptuns. Party-Trucks zogen die Surf Avenue entlang. Mein Favorit war der grüne Techno-Bus, der früher ein Schulbus war. Sehr cool auch der Wagen mit Band inklusive Schlagzeug auf der Ladefläche, welche „Kids“ von MGMT spielte. Die Erinnerung an unseren Abiballtag und seine Zeugnisausgabe erhaschte mich, denn zu diesem Lied wollten wir eigentlich den Saal verlassen. (Stattdessen gab es Feuerwerksmusik von Händel…) Zurück zum Thema. In dem Vergnügungspark nahe dem Strand drehte es mir auf dem XXL- Kettenkarussell fast den Magen um. Und ich kann es nicht lassen, aber die Zugfahrten sind doch immer noch die lustigsten. Eine absolut unscheinbare nichts sagende Mutti um die 50, die in der Bahn pennte, ausgerechnet diese Frau trug eine Mickey-Mouse-Uhr ums Handgelenk und hatte ein Cap auf dem Knie zu liegen mit dem Volcomstein drauf. Im nächsten Zug besteigt eine wirkliche Mutter das Abteil, die auf sehr hektische Weise ihr Problem schildert und verzweifelt um Geld bettelt um mit ihren Kindern nach Hause fahren zu können. Wahnsinnig weinerlich und zitternd nimmt sie Geldscheine der Fahrgäste entgegen, kämpft sich keuchend durch den Gang, auch mein Sitznachbar drückt ihr einen 20$ Schein in die Hand. Ich gebe nichts. Mein Körper ist auch noch erstarrt, als sie unsere Reihe passiert, mein Mund steht offen, ich gucke wahrscheinlich wie ein Auto drein. Meine Gedanken lauteten „Entweder ich habe ein Dejavú oder ich habe diese Frau vor zwei Wochen tatsächlich schon einmal genau die gleiche Geschichte erzählen hören.“ Den gleichen Abend besuchte ich die Bat Mizwa von Anjas Gasttochter. Schlagwörter sollten reichen. Bonzenparty vom feinsten. Reiche junge Teeniemädchen mit viel zu großen Brüsten und Pos. DJ von MTV. 400$ Highheels voller Glitzer an den Füßen der Hauptperson. Alle Kinder tauschen ihre Schuhe in Socken – „das macht man halt so“. Teurer Wein. Lila-rosa-blaue Lichter hinter und unter Milchglas für’s Clubambiente. Am Buffet Pommes, Mac’n cheese, Chickensliders. Eine Partyfotografin, die ihren Vornamen in „Flash“ umgeändert hat.

Sonntag fuhren wir zum Jones Beach. Die zwei nächsten Tage hatte ich einen Sonnenstich. Auf der Stadtautobahn überholten wir einen etwas älteren, dunkelgrünen, eckigen Kleinbus, welcher junge Alternative quer durch New York fuhr und vor einem Rückspiegel eine Wasserpistole befestigt hatte, welche von innen betätigt werden konnte. Da wurden die Insassen unseres Wägelchens mal gekonnt nass gemacht. Als Trost für den Spaß gabs eine Dose Red Bull bei Tempo 60 Meilen pro Stunde durch offene Fenster rübergereicht. Wir revanchierten uns mit einem von Michels eisgekühlten Ginger Ales aus der Kühlbox. Das und ein rosavioletter Himmel in Verbindung mit Manhattans Skyline über den Grabsteinen des gigantischen Friedhofs in Queens schlossen dieses Wochenende ab.

Hab ich schon erwähnt, dass sich der Starbucksmitarbeiter Jesse vor zwei Wochen mit seiner Gitarre vor den Laden gesetzt hat? Mit offenem Koffer vor seinen Füßen, in den er wie ein Depp selbst drei Dollar hineingeworfen hatte, um es nach etwas aussehen zu lassen (worüber sich auch jeder seiner Kollegen ausreichend lustig gemacht hat), trug er eine ziemlich lustige Parodie auf T.I.’s und Justin Timberlake’s „Dead and Gone“ vor. „Ray, I’ve been working in this store too long… now all the drinks are made and gone“ Jeniges und ein paar eigene Lieder, sowie Glen Hansards “Falling slowly”, Incubus’ “Drive” und noch mehr kamen aus dem eher nerdigen Typen raus. Wer weiß, vielleicht kommt er bald groß raus… und erzählt dann auch wie Lady Gaga es pflegt, von Long Island zu stammen, statt aus dem fast bronxigen Yonkers. Tzzz…

Mittlerweile ist es halb eins und der Wein schlägt ein wenig zu. Morgen steht Frühsport namens Deutschland gegen England auf dem Plan. Verflucht sei die Zeitverschiebung.

P.S.: Ich kaufe nie wieder eine CD aufgrund ihrer Optik. „The Clientele“ gegooglet - weißte bescheid!

Saturday, June 12, 2010

„Don’t play with your penis!” / Auch in Washington gibt’s Pimmel / Arschwasser

11. Juni, Happy Birthday, Franziii!

Es ist 8:28 Uhr, ich glaube, mein heißer achtzehnjähriger Nachbar ist gerade von einer Partynacht nach seinem Prom wieder gekommen. Opi hat ihn abgeholt. Er wirkte zumindest leicht übernächtigt. Ein Foto mit einem echten Prommädchen konnte ich zum Glück auch erhaschen. Die Schnecke von gegenüber war in ein schimmerndes, dunkelblaues, knallenges, tiefausgeschnittenes Etwas gehüllt. Ich hab mich kaum getraut sie zu drücken, weil ich Angst hatte, ihre Frisur zu zerstören. Aber was soll ich sagen, war das bei unserem Abiball anders? Ich wurde nur leider nicht von einem grummeligen Jungen abgeholt, der unhöflicherweise einen (pinken!) Kaugummi kaute und den fotolustigen Verwandten drum herum sehr wenig Enthusiasmus zeigte. Vielleicht war er ja nur aufgeregt. Des Mädchens Tante hat mir übrigens berichtet, ihre Eltern kämen aus Irland, aber sie könnte niemals dort irgendwo leben, sie sei eine echte New Yorkerin, die Europäer wären so „low-p…“ (ich hab es nicht verstehen können. Sie hat unfassbar gemurmelt und die Worte nur so verschluckt), was so viel bedeutet wie nichts erledigt bekommen und eine Lebensphilosophie nach dem Motto „Kommste heut nicht, kommste morgen“ haben. Komm ma klar Uschi, euch Amis wird ja schon langweilig, wenn ihr mal fünf Minuten still sitzt. Es tut mir Leid, aber solche Begegnungen verdrängen die Ehrfurcht vor der Weltmacht ungemein.

Nun kommen wir mal zu den vergangenen zwei Wochen. Zum Maiende stand ein langes Wochenende in Washington D.C. an, wo wir unsere langjährige Schulkameradin Isi besucht haben. Schon die siebenstündige Fahrt Richtung Sonne, nach klitzekleinen zwei Stunden Schlaf die Nacht, war ein Abenteuer. Ekelgrau in New York, Platzregen in New Jersey, komisch diesig in Pennsylvania, plötzliche Hitze in Maryland. Außerdem hingen unsere Gehirne auf halb zwölf, weil die eine CD in Dauerschleife lief, ich sag nur – Moment, darf ich mich kurz räuspern - „Atzinnen“ beim „Disco Pogo“. Am frühen Nachmittag trafen wir dann bei Isi ein und Lage checken bzw. Hausbesichtigung stand auf dem Plan. Und Lisa und ich sind uns immer noch nicht im Klaren darüber, WIE Isi in ein paar Wochen den ganzen Schnulli aus ihrem Zimmer über den Ozean transportieren will. Bald ging es in die Stadt, Himmel und Menschen, jedoch verteilt es sich in der Mall gut, da zwischen den unzähligen Monumenten und Denkmälern großflächiges Grün liegt. Prunkvolle Gebäude, stilistisch abgekupfert von Vorbildern der Antike bzw. Renaissance schmücken das Stadtbild, alles ist flach und überschaubar und verkörpert dennoch die absolute Macht Amerikas und den Protz, meiner Meinung nach die wahrscheinlich, die Planung betrachtend, einzigartigste Stadt der USA, welche als das politische Herz der Vereinigten Staaten auch „Frontyard of the USA“ genannt wird. Von dem Gesetz, dass kein Gebäude die Höhe des Capitols überschreiten darf, hat ja wohl jeder gehört, hm? Der einzige Querschläger ist das Washington Monument, auch „Penis“ genannt. Jedenfalls waren wir keine halbe Stunde in der Stadt, da wurde mir einmal wieder die unverkennbare Selbstverherrlichung der Amerikaner bewusst, die ja ohnehin schon vorherrscht, nur an jenem Wochenende ganz besonders, da Memorial Day anstand, der Tag zu Ehren der für das Vaterland im Krieg Gefallenen. Weißrote Streifen und Sterne auf blauem Hintergrund, so weit das Auge reicht, Kriegsveteranen, die es förmlich auf die Stirn tätowiert hatten und coolerweise tausende Biker in Lederkluft, da zusätzlich noch, wie jedes Jahr zum Memorial Day, der „Rolling Thunder“ auf dem Kalender stand, eine Motorradsause, bei dem über 250000 Biker um die Häuser ziehen. Nach mehreren Wochen haben wir dann auch mal wieder Hannah zu Gesicht bekommen, die – und ich möchte hier wirklich nicht rassistisch klingen, man stelle sich nur folgendes Bild vor – als blondes, weißes Mädchen durch ihre drei schwarzen Kumpels (im Partnerlook alle mit weißen Shirts) plus ein kleines Kind begleitet wurde. Von einem Denkmal zum nächsten trugen unsere Füße, die Sonne sank und dann liefen die Leitungen heiß, als Isi und Lisa jeweils beide am Telefon hingen, um brandheiße Infos über den Grand Prix Sieg zu erhalten. Wir fielen aus allen Wolken und beschworen Flüche, die auf uns liegen mögen. 27 Jahre nix und im 28. sind wir dann ausgerechnet auf der anderen Seite der Erdkugel. Aber wofür gibt es Internet? Wie im Wahn klebten wir nach der Heimkehr in dieser Nacht dann vor Isis Computer. Zuvor allerdings genossen wir noch den milden Sommerabend, ganz gechillt auf den Stufen vor dem Capitol, wo mächtig Vorbereitungen für das am Sonntag steigende Konzert liefen, wir allerdings blieben im Schatten der Scheinwerfer, wo es ruhig war, über uns ein doch etwas anderer Sternenhimmel, wir schossen Fotos und mir wurde klar, dass nun mein letzter Kurztrip auf eigene Faust begonnen hat, welchen ich während meiner Zeit als angestelltes Au Pair begehe. Ein Flashback ereilte mich, als wir zu späterer Stunde in Isis Zimmer unsere Abizeitung durchblätterten. Es kommt mir vor, als ist es Jahre her, obwohl es ja doch „nur“ eines ist, welches in der Zwischenzeit vergangen ist. Mir fehlen die Worte für jenes Gefühl. Der Sonntag begann mit etwas Ausschlafen, es folgte viiiel Hitze und ein Ausflug in D.C., der nur in Zeitlupengeschwindigkeit stattfinden konnte. Etwas angucken, chillen, nächstes Sehenswürdiges, wieder chillen… und so weiter. DAS Ereignis war das abendliche Konzert anlässlich des Memorial Days, selbst Lionel Richie kam! Unglaublich, nicht? Zumindest war das Bild der Menschen, die zum von der Abendsonne angeleuchteten Capitol pilgerten sehr schön. Montag verabschiedeten wir uns dann von der spitzenmäßigsten Gastgeberin Isi und es ging unter Hitze noch zum Arlington Friedhof, auf welchem es ziemlich durcheinander (Lisa und ich hatten das Verlangen nach ein wenig mehr deutscher Ordnung) mehr als 300000 Grabstätten gibt, sowie durchschnittlich 28 Beerdigungen täglich, wie ich las. Im Ernst jetzt?! Ziemlich viele Menschen waren dort auch unterwegs. Ich habe mir zumindest manchmal komische Blicke jener eingebildet… zu erst wollte ich es auf unsere kurzen Kleidchen schieben, welche vielleicht ein Indiz für unseren Mangel an Respekt vor der Totenruhe oder so hätten sein können? Ich hab doch keine Ahnung von so etwas. Als wir bei einer Zigarette später den Friedhofsbesuch reflektierten, fiel uns auf, wie präsent das Thema Krieg in diesem Land doch eigentlich ist, obwohl mein Kopf aus irgendeinem Grund das Wort „Krieg“ mit vor Jahrzehnten aufgenommenen, verwackelten, alten Schwarzweißbildern assoziiert. Wie falsch er doch liegt. Es ist ein brandaktuelles Thema und Lisa und ich hätten mit unseren schwarzen Kleidchen und dicken Sonnenbrillen ohne Probleme als Witwen von im Krieg Umgekommenen durchgehen können. Klingt das nicht pervers? Unsere Rückreise verbrachten wir ohne Klimaanlage. Tortur. Irgendwo in der Pampa überkam uns ein Gewitter mit Regen, so stark, dass mein Gefühl für die Geschwindigkeit ganz wörtlich mal total baden ging. Bremsen konnte ich aber vorzüglich und so hielten wir auf dem Standstreifen an, sprangen aus dem Auto und hüpften barfuß auf dem aufgeheizten, mittlerweile pitschnassen Asphalt herum. Und so stiegen wir triefend nach der 10-Sekunden-Dusche wieder ins Auto und fuhren lachend weiter auf dem Heimweg Richtung New York!

Das folgende Wochenende beinhaltete einen merkwürdigen Samstag, an dem ich vor 10 Uhr abends nicht das Haus verließ, zuvor das zu Beginn erwähnte Senior High School Mädchen kennen lernte, welches zum Babysitten bei uns war (meine Gasteltern wollten mir wohl meinen freien Samstag lassen?) und wirklich herz aller liebst und ziemlich natürlich ist, und zum guten Schluss gab es noch einen nächtlichen Abstecher zum Starbucks, bei dem gerade ein gern gesehener Mitarbeiter gefeuert wurde. So kann’s gehen. Sonntag folgte ein Au Pair Treffen unserer Gruppe im Central Park. Es war entgegen dem Wetterbericht extrem heiß, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Leggins angehabt, obwohl ich mich zuvor gegen diesen Trend so gesträubt hatte, ich wurde auch prompt dafür bestraft, denn grau ist eine furchtbare Nicht-Farbe, die ihren Farbton bei Feuchtigkeit extrem umschlagen lässt. Ihr versteht – Hitze, zu warme, eng anliegende Klamotten. Da muss sich eine transpirierende Caro was Schlaues einfallen lassen. Unser Weg kreuzte nach dem Picknick auch einen Kinderspielplatz mit Wasserspaßparadiesquatsch! Wir Mädchen haben uns dann zwischen unzählbaren Dreikäsehochs einmal komplett nass gemacht. Plantschen = Spaß! Highlight jenes Sonntags war Jackys glorreiche Idee, bei American Eagle ein Foto zu machen. Jeder, der am Times Square bei American Eagle einkauft, kann ein Bild von sich machen lassen, einen Spruch dazu schreiben und drei Minuten später wird er auf dem riesigen American Eagle Bildschirm präsentiert. Gesagt, getan, Kassenbon geschnorrt, Spruch überlegt, posen! Die „Group of Horror“ aus Deutschland erschien dann auch tatsächlich wenig später draußen. 100 m² gefüllt mit Jacky, Kerstin, Fritte, Pascal und mir. Endlich sind wir Stars – Träumchen!

Was gab es noch so zu feiern? Eine Poolparty, eine Bierparty, eine Wir-schauen-am-Sonntag-Deutschlandspiel-Party und eine Ich-hab-mein-Heimreisedatum-Party… Gute Bilanz, nicht?

Lieblingszitate der letzten Tage:

Ein wildfremder sieht mich ungeschminkt mit Ranzklamotten, schwitzend von der Hitze, mit dem kleinen Murkel an meiner Hand und sagt freudestrahlend und aus tiefstem Herzen: „I look at you and I feel like summer!“

Gizem, meine türkische Playdatefreundin, weist ihr 1 ½ jähriges Gastkind zu recht: „Honey, don’t play with your penis!“

Ich schaue Bilder von Lisa an.

Caro: „Wo warn das?“

Lisa: „Meine Abschiedsfeier.“

Caro: „Und warum war ich nicht dabei?!“

Lisa: „Du warst in den USA, Trottel?! 20. August war das“

Friday, May 28, 2010

Brauche Bier... Bitte! / Die Liebeserklärung

18. Mai

Ist es denn zu fassen? Es spielen fünf unschuldige Deutsche ein wenig Tennis und ein paar Asiaten auf dem Nachbarfeld… Alles happy Sonnenschein. Da fliegen plötzlich schon ewig im Wald verweste Bälle aus dem Gebüsch über den Zaun. Erst einer, dann zwei, dann ein paar mehr. „Na? Wer von unseren Au Pair Freunden erlaubt sich denn da einen Spaß?“ dachten wir. Gelaber und Gepöbel dringt aus den Büschen. Wir noch am Lachen und Glucksen. Im nächsten Moment eine wahre Ranzballinvasion und spätestens als ein faustgrößer Stein geschleudert kam und eine Kerbe in die Platzoberfläche hackte, war Schluss mit lustig und meine Lachmuskeln erstarrten und hätten vor Scham am liebsten nen Abgang gemacht. Nach Besprechung der Sachlage entschieden wir uns für einen gekonnten Rückzug vom Schlachtfeld. Der Terrorclan schien über alle Berge. Wir also mit unseren sieben Sachen los Richtung Parkplatz, gerade durchs Zauntor des Platzes, hörten wir hektisches Geraschel im Busch. Ich hoppelte los, die Treppe durchs Dickicht hinauf, den Schritten hinterher. Den Hang auf der anderen Seite hinunter lag dann also ein Fußballfeld, was sich als Nachttreff der gehirnfreien Highschooljugend entpuppte. 11 Wurstgesichter stierten komisch zu dem blonden Mädchen hinauf, das schweigend und beobachtend im Schimmerlicht der Laternen stand. Ein doofes „Hallo Unbekannte“ kam auch noch bei rum. Als ich mich Richtung Parkplatz zurück drehte und etwas Deutsches zu den „Tennisatzen“ rief, setzten sich wie auf Konpfdurck 22 Teeniebeine in Rennbewegung Richtung ihrer Autos und hupend brach die Gang auf. Spektakel vorbei, dachten wir. Alle fuhren heim, nur Kerstin und ich gingen Ekelbälle und Stein vom Platz beseitigen. Zur Überraschung kam die Meute anscheinend zurück, denn als Kerstin und ich endgültig fahren wollten, huschten Cappyträger um die Ecken des zwischen den zwei Parkplätzen gelegenen Hauses. Detektiv Gran und Fuhrig begannen die Verfolgungsjagd. Quer über den Fußballplatz, an dessen Ecke sich die drei verbliebenen Streifenpullis dann in alle Richtungen aufteilten und an der nächsten Straßenecke hatte ich dann auch keinen Bock mehr und die Lust, ein paar Teenies anzukacken verflog auch schnell. Auf dem Rückweg sah und hörte man mitunter die Lichter und Hupen hinter Sträuchern die Straßen entlang strullern. Zum guten Ende fuhren wir los und bogen gleich wieder auf den anderen Parkplatz rauf, einem schwarzen Audi hinterher. Genauso fancy wie sein Auto sah auch das Hemd des Typen hinterm Steuer aus, nur genauso dumm wie ein Auto hat auch sein Gesicht mich angeguckt, als ich vorbei geschneit kam, um mich mal nach dem Befinden der drei Insassen zu erkundigen. „Nein, wir sind hier um ein paar Freunde zu treffen und kommen gerade von 7/11 (sowas wie ein amerikanischer Späti)!“ Ein perfektes Alibi aufn Tisch gepackt, obwohl ich nicht mal gefragt habe, was sie die Zeit davor so gemacht haben.^^

Fast mit einem schlechten Gewissen verließen Kerstin und ich dann den Schauplatz, weil er wirklich ein bisschen verdattert war und mit mir geredet hat, als wäre ich eine 40jährige Polizistin. Einstimmig hätten Kerstin und ich an seiner Stelle gesagt „Was laberst’n du eigentlich?! Verzieh dich, Bitch!“…oder so ähnlich. Vielleicht ist das ja nur die deutsche Direktheit, die den Amikids da fehlt, und sie sprachen freundlich die Wahrheit oder die Würste sind alle Mitglieder im Highschool eigenen Dramaaaklaaaap!

27. Mai

33° sagte das Thermometer nach deutschen Maßstäben heute. Da bot sich ein Strandausflug doch an. Hundert Sachen zusammen gepackt und los gings. Es war herrlich, die Kinder waren quietschfidel, das Wasser arschkalt und der Aufenthalt am Strand ließ sich den Kreis vor meinem inneren Auge schließen. So stellt man sich das Leben als Au Pair vor. Unnormal gut gelaunt mit den Leihkindern am Strand rumhängen und dazu die übertriebensten Strahlefotos ganz nach amerikanischer Art schießen, die alles noch zehn mal glücklicher aussehen lassen. Absolut überzeugt von meinem Glück am heutigen Tage war ich dann aber beim Fund von einem 20$ Schein mitten auf der Straße.

Nun schauen wir doch mal auf das vergangene Wochenende zurück, welches mal wieder ein voller Erfolg war in puncto Neues sehen und erleben.

Freitag zeigte mir Lisa ihre Bonzenhütte in Stamford, plus zwei Mädchen am Wochenendbeginn in Verbindung mit dem V-Getränk. Ihr wisst schon… Das kann nur Gutes bedeuten. Der nächste Tag begann eher gewöhnungsbedürftig, als uns am Morgen, gegen halb acht das pervers ohrenbetäubende Dröhnen des Feuermelders weckte und auch irgendwie nicht auszuschalten war bzw. erst später mit einem Code, der aber nicht so einfach heraus zu finden war, quasi mitten in der Nacht. Nirgends hat’s gebrannt, ausschlafen im Arsch. Im Zugabteil fuhren dann später drei kleine schwarze Jungs mit, dessen Nasen, als die Bahn in die Stadt einfuhr und die Bronx durchquerte, in Kombination mit tellergroßen Augen an die Scheibe gepresst wurden und mir wirklich die Worte nehmen, diese sagenhafte kindliche Begeisterung zu beschreiben. Bei unserer Entdeckungsreise durch Soho, Little Italy und Tribeca wartete als erstes eine „Kunstausstellung“ auf uns, die lediglich einen komplett mit glatt gestrichener dunkler Erde befüllten Raum beinhaltete. Der „Earth Room“. Einziger Kommentar meines Gehirns dazu: „Aha“. Es folgten ein wenig Shoppen und dieser Laden und jener Laden, unter anderem „Kiosk“, der vom Ladenbesitzer aus anderen Ländern mitgebrachte Dinge beherbergte, wie auch etwa Klosterfrau Melissengeist aus Deutschland. Soll ja die Nerven beruhigen. Schon das Treppenhaus war die Besichtigung wert. Ein Hoch auf Graffiti und Wandgekritzel. Bald mehr als eine Stunde brachten wir am Ende sitzend in irgendeinem fast unschönen Park zu. Ein namenloser, alter Typ, der in einem Schnapsladen arbeitet, hielt dort seine Mittagspause ab (abends, halb sieben) und quatschte uns eigenartig von der Seite an. Ne Zahnlücke hatte er auch. Spätestens als er meinte, er würde gern sowohl Deutschland bereisen, als auch Amsterdam („Ihr wisst schon warum…“), festigte sich meine Vermutung, dass der schon ordentlich einen durchgezogen haben musste. Der Höhepunkt der Konversation war allerdings die Aussage, dass er nur etwas mit Frauen anfinge, die hübsch und reinlich sind. Ja komm mal klar, Kollege, fast keine Zähne im Mund, Augen, die den Wahnsinn nur so ausspucken und dazu wirres Gelaber von fetten trinkenden Verflossenen, die es nicht auf die Reihe bekommen haben, das Klo deines Köters zu reinigen, während du zu voll und zu müde warst, es selbst zu machen… und dann noch Vorlieben, was Weiber angeht?! Genauuu. Zum guten Schluss eines jeden Ausfluges im südlichen Teil Manhattans gehört ein Abstecher zum Washington Square Park. So taten wir und verbrachten auch dort eine kleine Ewigkeit und lauschten und lachten zu einer ziemlich coolen Improtruppe, die mal eben ihren Flügel in den Park geschoben hatte plus Schlagzeug und Diverses. Das nicht enden wollende Medley gab der lüsternden Menge Kassenschlager wie „Thriller“, „Take On Me“, „Don’t Stop Believing“, „Pretty Woman“, „Kiss“, „Empire State Of Mind“ oder auch „Groove Is In The Heart“, bei dem mir das Herz am weitesten aufging, da Lisa und ich es zuvor noch im Auto auf dem Weg zum Bahnhof hörten. 22:30 Uhr und der Abend begann gerade erst. Ein paar Straßen aufwärts trafen wir dann auf das leicht angesäuselte Viererpack namens Jacky, Kerstin, Fritte und Pascal, von denen der letztere uns auf die Idee brachte in einen ihm bekannten Schwulenclub namens „Rush“ zu gehen. Den besoffenen Arsch von Pascal rettend, bin ich dann mal mit ihm voraus durch den Eingang geeilt – als einzige offiziell Volljährige an diesem Abend. Da ließ das „schon“ zweite Bier an diesem Tag nicht lange auf sich warten. Zwei Stündchen auf ausschließlich von Frauen gesungen Lieder abspacken stand auf der Liste. Und es war für uns alle glaube ich ein Erlebnis, mal zu sehen, wie diese Menschen vom anderen Ufer doch tatsächlich in Sekundenschnelle aufeinander abgehen und „loslegen“ will ich es mal nennen. Und damit meine ich nicht nur Männlein und Männlein. Nein, auch ich war auf einmal fest im Griff eines kleinen Typen, der mich arg unsanft an den Haaren packte, wie Lisa es bezeichnete, fast wie im Porno und mir danach herzallerliebst lächelnd erzählte, wie sehr ich ihn doch an eine Freundin aus seiner Schulzeit erinnert. Süß. Mein Ausflipper kam dann aber erst, als auf einer Art Podest circa fünf Jungs („normale“ Clubbesucher) tanzten - und zwar so wie das Mädchen mit Bürste oder Fön zu Hause vorm Spiegel machen würden – welche allerdings, als „Single Ladies“ gespielt wurde, jegliche Etikette verloren und sich zur original Choreografie alle unabhängig voneinander und trotzdem perfekt synchron die Seele aus dem Leib tanzten. Ungelogen, (und ich habe schon eine Menge Menschen in meinem Leben gut tanzen sehen) ich bin noch nie zuvor solch leidenschaftlichen und ausdrucksvollen Tänzern begegnet. Das war Feuer! Dies konnte zwar nichts mehr toppen, aber des Erzählens wert sind die drei Transen, die uns auf dem Rückweg beim Straße überqueren begegnet sind, trotzdem. Letzte Zigarette auf den Stufen des Bryant Parks. Vier Jungs, wahrscheinlich jugendliche Touristen, kommen die Straße entlang, der eine seine Hosen, inclusive Unterhosen runtergezogen und sein Gemächt präsentierend. Ein anderer kommt näher, schaut mir in die Augen, sagt „I love you“ und zieht ab. Dies bedarf keiner weiteren Worte.

Und damit es auch jeder weiß: unsere späteren Töchter heißen Corona Green Fuhrig und Melody Pink Eisenbeißer.

Ende.

Tuesday, May 18, 2010

„Pornöse” Skyline / Bierboot / Highway to Hell

03. Mai 2010, 22:10 Uhr

Es ist nach zehn, der Tennisplatz der Highschool wird von Flutlichtern bestrahlt, die Bälle floppen über den Platz und ich seh dem Schauspiel von der Seite aus zu. Das benachbarte Footballfeld liegt unter schwerem Nebel der Nacht und der Atem unserer ambitionierten Tennisspieler, Jacky und Pawel, verbindet sich mit der feuchten Nachtluft, in der das Wasser in Millionen von Minitröpfchen steht und jeder Hall sofort verebbt. Mein Zigarettenqualm steht nahezu regungslos in der Dunkelheit und hüllt mich in Zeitlupengeschwindigkeit komplett ein. Hinter den Bäumen lassen sich die Silhouetten von Basketballkörben im dämmrigen Laternenlicht erahnen und auf der Tartanbahn hinter mir läuft hin und wieder absolut geräuschlos ein Mensch durch die dunstigen Lichtkegel der Laternen. Welch ein Montagabend. Langsam kühlt alles ab und wir erhaschten zur späten Stunde die einzig erträgliche Zeit um draußen zu sein Anfang Mai.

Ein Wochenende wie man es sich wünscht, liegt hinter mir. Samstag zog es mich und Lisa nach Brooklyn Green Point und Williamsburg, welches in meinen Augen eine perfektionierte Fortführung des Manhattaner Villages darstellt. Secondhandläden, bunthaarige Menschen mit komischen Sonnenbrillen auf den Nasen, mit Straßenplakaten und Graffitis verhangene Hauswände. Mein Favorit an diesem Tag: ein Laden namens „The Thing“, welcher die größte ungeordnete Plattensammlung der Welt beherbergt. Ohne Witz, ein Keller mit vollgestopften Plattenkisten, vom Boden bis zur Decke. Ziemlich cool auch die Peter Pan Bakery, obwohl das wohl nur am Namen liegt und ein Laden für Markenliebhaber von Vans, Volcom und so mit Indoor-Halfpipe. Lisa ging wohl der Secondhandladen sehr ans Herz, der ein Top mit regenbogenfarbenem Leomuster für sie ausspuckte. Zerschmelzen war allerdings angesagt, spätestens als sich uns der Blick auf die Skyline Manhattans vom East River State Park aus eröffnete. Am späten Abend trieb es mich und drei andere Mädels dann mit dem Auto noch einmal ins Herz von New York an die Lower East Side. Der Weg über den West Side Highway war wie immer ein Spektakel zur Nachtzeit, mit Spiegelungen der Lichter im Hudson River und dem Blick auf die tausend Glühbirnen an den Bögen der George Washington Bridge. Unser Ziel war ein Studentenapartment von zukünftigen norwegischen Ingenieuren, welche sich ziemlich gechillt auf ihrer Dachterrasse aufhielten und Bier tranken. Dies war nicht das eigentlich Sehenswerte, sondern über die Rehling hinaus das in den Nachthimmel hinaus strahlende Manhattan mit all seinen Hochhäusern und Wolkenkratzern und wie immer ragte das markante Empire State Building aus seiner Mitte empor. Das wohl perfekteste Bild, das sich mir jemals auf diese Stadt erschlossen hat. New York City, in der lauen Sommernacht des 1. Mai 2010. Aber New York City wäre nicht New York City, wenn sich nicht wieder irgendein abgedrehter Mist einreihen würde. Wenn man sich über das Balkongeländer beugte, lief auf der anderen Straßenseite ein aus steinalten Zeiten überlieferter Pornofilm, projiziert an die Hauswand gegenüber einer großen Dachterrasse mit Liegen und Palmen, ein paar Stockwerke weiter unterhalb. Da haben 90 % der sehr reservierten Europäer auf „unserer“ Dachterrasse schon eigenartig amüsiert gestaunt.

***

Pouring rain ends up

running down the windows

2 A.M.

On the highway to New York

You’re dreaming in a deep sleep

Souls rest from the troubles of young lives

I breathe the melody of the radio

trying to swallow the fear

I do not know what’s going to happen

I can not see behind that hill

Only brightened up horizon sky

by shimmering lights unclear

Cars are rushing

There’s a thought of the times

When I used to stand outside

Night after night

Asking what life might bring

Where I would be

Now I’m here though,

New York in sight

You’re still too far,

but not yet away

Feels as if somehow

I am not with me

***

17. Mai 2010

Neun Monate in den Staaten. Genug Zeit, um ein Kind zu bekommen. Hätte ich mich zum Wehrdienst gemeldet, wäre ich heute auf dem Heimweg. So lange zieht sich auch in etwa eine Verfassungsänderung in Thailand dahin. Außerdem ist es die maximale Dauer eines 1€-Jobs.

Freitag. Chillen bei Mellie in Hastings. Mal wieder ein neues Haus erkunden. Plus Bier. Herrlich.

Samstag. Auspennen, ganz brutal bis um elf.^^ Kein Internet. Abends zum Disco Boat Cruise um Manhattan. Au Pair Treffen. Plus Bier. Noch herrlicher. Beschreibung folgt.

Lisa und ich strahlen also mehr oder weniger aufgebrezelt gegen halb fünf Richtung Stadt, denn der Partydampfer, beladen mit hunderten feierwütigen Au Pairs sollte zwei Stunden später vom Pier 83 am Hudson River ablegen. Gesagt getan, zwei mal so viele Stöckelschuhabsätze haben dann also wirklich das Boot unsicher gemacht, welches mit eigenem DJ der Menge einheizte und bei PERFEKTEM Abendlicht um Manhattan herum fahrend eine sagenhafte Party für uns steigen ließ. Vorm Einsteigen wunderten sich einige von uns, warum die Passkontrolleurin eigentlich jedem Deppen so ein hübsches lila Volljährig-Bändchen umhängte. Schon das Bier in der Hand erschien es dann sonnenklar, wo kommt da schon ein Polizist vorbei, so mitten aufm Fluss? Eine laue Seebrise wehte uns die Haare gegenseitig in den Lipgloss und je höher der Schuhabsatz, desto spannender die Balance beim Seegang. Auch wenn ich nicht verleugnen kann, dass diese Sause sehr feuchtfröhlich verlief, muss ich nüchtern betrachtet sagen, dass sich uns wunderschöne Szenarien eröffneten. Die untergehende Sonne hinter der Freiheitsstatue, dessen Licht sich in Fensterfassaden von New Jerseys Hochhäusern glitzernd spiegelte, sowie wärmste Farbmischungen auf dem Hudson River ergab, die Manhattan Bridge unterm Sternenhimmel, ein knallrotes Pepsi Cola Neonlogo in Brooklyn, so groß wie eine Hauswand direkt vor unserer Nase und die Wolkenkratzer von Manhattan, eingerahmt von den mit Lichtpunkten besetzten Brückensilhouetten. Ich glaube jeder auf diesem Schiff, egal wie breit beziehungsweise partylaunig er schon gewesen ist; um diese Eindrücke zu realisieren und festzuhalten, und das nicht nur in Form von einem schnellen Biltzlicht, dafür nimmt man sich dann doch mal ne Minute, will ich meinen.

Sonntag. Nach fünf Stunden Schlaf gegen viertel acht schnell ein Sandwich gemacht und einen Pancake auf die Hand, noch meiner Gastfamilie n schönes Frühstück gewünscht und Lisa und ich schossen los, Gizem und Fritte abholen mit anschließendem Treffen zum Morgenkaffee bzw. –kakao beim Starbucks, um als Karawane auf dem Highway dann Richtung Süden zu steuern. Der zwei Stunden entfernte Vergnügungspark SixFlags in New Jersey war unser Ziel. Neun Leute, die von morgens bis abends von einer Achterbahn zum nächsten Nervenkitzel treiben. Ich sage nur in 3,6 Sekunden auf 200 km/h beschleunigen plus senkrecht 45 Stockwerke aufwärts schießen. Tschüssi denn! Aber Rekorde hin oder her, ich könnt mich hundert mal in ne Achtbahn setzen, bei der eigentlich nur die Hüfte festgeschnallt wird und der Rest des Körpers in Schwerelosigkeit tun und lassen kann, was er will. Drum sind wir alle zusammen zur letzten Fahrt ins Nitro und haben von der Abendsonne begleitet den Moment der Freiheit und diese unbeschreibliche Leichtigkeit genossen. Da vergisst man auch mal kurz die eigentliche Geldmacherei, die mit solchen Parks betrieben wird. Augen zu, Arme hoch, Kopf aus. Und die Adrenalinschübe nahmen auch nach Parkschließung kein Ende. Halb neun Abfahrt, nachts um zwei Ankunft. Da haben wir mal wieder die unglaublichen Massen unterschätzt, die sich zu Nachtstunden nach New York reinquetschen. Noch 24 Stunden später hab ich Knie-Aua vom Pedalwechsel im Stau vor der George Washington Bridge. Aber Lisas Kiste hat’s gerockt, der gute Ford Escape.^^ Nix mit Reißaus. Seit gestern sind auch Navigationssysteme auf meiner Sympathieliste stark gesunken. Nach dem Desaster von Autofahrt hat dann heute Morgen meine Gastmutter ganz nebenbei erwähnt, dass der Lincoln Tunnel doch eine gute Auswegmöglichkeit gewesen wäre. Vielleicht verlernt man in den USA tatsächlich, auch mal unterhalb der Oberfläche nach Lösungen zu suchen. Nach dem bisschen Nachtschlaf hab ich mich dann mittags doch mal entschieden, ne Stunde die Augen zu zumachen. Als ich aufgewacht bin, hab ich mich, als auch wirklich den letzten Beweis dafür, dass heute alle unsere Gehirne auf halb zwölf hängen, panisch gefragt, wer ich bin und was ich hier eigentlich mache…

Thursday, April 29, 2010

Barbie mit Gehirngrütze

16.04.2010, 19:24 Uhr

Clueso „So sehr dabei“. Der Zug rattert mal wieder in die Stadt. Freitagabend und ich bin absolut zerstreut. Wie so oft bin ich zu spät, halb gerannt und mit meinen Gedanken irgendwo und doch nirgendwo. „Mein Gott, wie einfach das ist, im Kopf woanders zu sein“. Mein Fotoalbum liegt halb verteilt im Zimmer und muss aktualisiert werden, ähnlich wie mein Blog und Fotos im Internet. Ich habe einfach diesen Drang, alles aus diesem Jahr festzuhalten und einzurahmen, denn eine meiner chronischen Krankheiten ist jene Angst, Erinnerungen zu verlieren und Dinge zu vergessen. Reisepläne spuken mir im Kopf herum und die Finanzen, die diese ermöglichen müssen. Und die größte Sorge von allen – was wird wenn ich wieder zurück bin und an den Punkt gelange, tatsächlich mal erwachsen werden zu müssen? Studium, Unis, Hochschulen, Praktika… ergibt alles wahnsinnigen Kopfsalat und Gehirngrütze. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie arg ich mich auf zu Hause freue, trotz der Befürchtung, den absoluten Kulturschock zu erleben und mich in meinem alten Umfeld nicht mehr wieder finden zu können bzw. wohl zu fühlen. Dass quasi das Zuhause, auf das ich mich so gefreut hab, nichts mehr von dem ist, was es für mich einmal war oder wie ich es hier immer vor meinem geistigen Auge hatte. Ich kann auch kaum sagen, wie sehr ich alles vermisse. Und wenn es nur die unschuldige Minute ist, in der ich nachts um drei auf der Straße eine geraucht habe und mir ein ulkiger Igel dabei zugeschaut hat. Oder auf nem atzigen Dorffest ein olles Bier zu trinken und nen stumpfsinnigen Schnack mit einem ewig nicht gesehenen Grundschulfreund zu haben. Oder die Freiheit, sich zu egal welcher Tages- oder Nachtzeit ins Auto zu setzen und loszufahren, mit lauter Musik auf irgendeiner Autobahn über Wiesen und Felder. Oder ganz simpel mit Mutti bei Kaffee und Kuchen. Oder mit dem Fahrrad durch die nächtliche Sommerluft zu fliegen. Oder mit Tee, Kippe und Grillengezirpe auf Luntes Terrasse. Oder Omas Ente. Oder ranzige Hausparties mit Katermorgen danach. Was auch immer es ist… es fehlt mir.

Und das alles heißt ja nicht, dass ich dieses Leben hier ablehne und nicht zu schätzen weiß. Es macht Spaß und ist unfassbar spannend und gleichzeitig lehrreich. Ein unglaublicher Schwall an Lebenserfahrung, den ich nicht verpassen wollen würde. Man kann nur eben nicht alles zugleich haben. Und so langsam kommt wirklich das Gefühl auf, dass es Zeit wird…

Hallo Realität, Grand Central in Sicht, New York City wartet. Ich schüttel nochmal eben alles von mir ab und steig aus.

17.04.2010, 19:50

- Auf den Tag genau 8 Monate USA –

Eines Tages wartete ich an der 20 Millionen Dollar Uhr des Grand Central auf Claudi und Freundinnen. Da kam ein Junge namens Kenny auf mich zu und schmierte mir Honig um den Mund, um damit auch Erfolg zu haben und mir einen Deal für einen Besuch beim Friseur bzw. im Beautysalon anzudrehen. Am heutigen Tage, hab ich dieses Angebot dann mal wahrgenommen und bin zum Salon Alfangi auf der 5th Avenue gegangen. Ein kleines unscheinbares Türchen zu einem Treppenhaus, dessen Fahrstuhl mich im dritten Stock direkt in den Bonzen- Schönheits-Schuppen hinaus warf. Libia verarztete dann mich und meine Haare, schwatzte mir Strähnchen für (zusätzliche!!!) 125 $ auf und begann, Hand anzulegen. Schockiert hielt sie eine Strähne hoch und zeigte sie ihrer Kollegin. Und was fiel der Schnalle ein?! „Oh my goooood!“ Meine Haarwurzeln bzw. der Ansatz wären ja sooooo schlimm – Katastrophe! …Also bitte! Tut mir Leid, nach fast einem Jahr ohne Friseurbesuch und drei krampfhaften Do-it-yourself-Amateur-Färbe-Versuchen dürfte mein Haar ein bisschen vernachlässigt aussehen. Ist ja logisch, dass dies nicht dem 5th-Avenue-Fashion-Niveau gerecht wird. Aber kommt mal klar, ihr „Bitches“! Da kommen Weiber reinstolziert, die aussehen, als kämen sie gerade frisch vom Stylisten und lassen sich trotzdem komplett überholen. Fast vier Stunden habe ich da drin verbracht und hatte schon allein nach einer halben ne Überdosis Schönheitswahn im Gehirn. Da wird man ja beballert. Die legen dir die Gossip-Klatsch-Magazine auf den Schoß, um die Abmagerung des Gehirns zu beschleunigen. Nichts hatte ich allerdings gegen die Tötung grauer Zellen mit Rotwein für umme einzuwenden.

Da sag ich doch nicht nein…

P.S.: Lisa kommentierte das Ergebnis übrigens mit „voll die Barbiefrisur!“. Danke. Herzlichst.