Ich kann es hören
Nachmittag.
Ich liege in meinem Bett, starre an die Decke.
Meine Eltern denken, ich schliefe.
Durch mein offenes Fenster dringt das Klappern von Hackenschuhen auf den Steinen der Straße, dann das metallene Klirren unseres Fußabtreters, als sie darauf steigen, dann auf dem Tritt vor der Tür. Währenddessen spricht sie mit unserem Kater und ich erkenne die Stimme der Nachbarin.
Ein kurzes Klingeln.
Ich höre das Wasser der Dusche rauschen.
Ein zweites Klingeln.
Draußen leise „Keiner da?“.
Das Wasser wird abgestellt. Die Türen der Duschkabine krachen. Die Badtür geht auf und nasse Füße klatschen auf den Fliesen. Laut brüllt Mutter „Wer ist da?!“, denn sie hält es nicht für nötig die Freisprechanlage zu benutzen in der Hoffnung, ihr überdimensionaler Stimmumfang durchdringt Fenster und Gemäuer. Draußen schon fast wieder auf der Straße hinter den Büschen ein zaghaftes „Ah, doch…“. Schnelle Schritte zurück zur Tür.
Mutter noch lauter „Wer ist da?!“.
Draußen „Ich!“.
Gute Antwort.
Aber Mutter rafft trotzdem, wer da ist und schreit fragend ihren Namen. „Geh mal nach hinten!“ rät sie grölend, denn sie meint, dort sei Vadder. Absätze tippeln, als die Nachbarin an meinem Fenster vorbei geht, links um die Ecke, dann die Auffahrt hoch. Sie spricht weiter mit dem Kater. „Komm, wir gehen mal nach hinten, Mr. Jack! Komm mit…“ Nebenbei Mauzen.
Mutter tappt zurückt ins Bad.
„Scheiße!“ raunt sie ins Nichts des Flures.
Sie steigt unter die Dusche, das Wasser rauscht wieder los.
Schwere Schritte kommen neben meinem Bett direkt hinter der Zimmerwand die Kellertreppe hoch, begleitet von Katzen-Miau. Der Fressnapf des Katers schurrt über den Boden. Trockenfutter klirrt hinein.
Der Kater ist still.
Mit knirschendem Sand unter den Hauslatschen, schlurft Vadder in die Küche. Gleichzeitig wieder klackernde Laute die Auffahrt herunter kommend, lauter werdend, wieder zur Straße, die Straße runter, leiser werdend.
Schnelle, energische Schritte aus der Küche, in den Flur, an der schmatzenden Katze vorbei zur Haustür. Die Klinke rummst, die Tür fliegt auf. Vadder tritt hinaus und ruft den Namen der verwirrten Nachbarin, die fröhlich zurückruft und ihre Schritte werden wieder lauter. Labernd verschwinden beide in Richtung Garten.
Jetzt fallen endlich meine Augen zu.
Problem von allein gelöst.
Gute Entscheidung, nicht aufgestanden zu sein.
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