
„[…]I left myself behind somewhere along the way
Hoping to come back around to find myself someday
[…]
It’s time to make my way into the world I knew
[…]
That’s all I’ve ever wanted from this world
Is to let me be me[…]”
(3 Doors Down)
14.07.2010, 10:52 – Happy Birthday, Michel!
Einer meiner letzten Stadtbesuche ruft. Es regnet wie aus Eimern, aber es ist ja kein Geheimnis, dass nichts mein Gemüt mehr erhellen kann, als ein warmer Sommerregen. In zwei Tagen kommt das neue Au Pair in unsere Familie und nächsten Donnerstag steige ich in den Flieger nach LA. DER Urlaub im Leben eines Au Pairs steht mir bevor. Zwar hab ich ein bisschen Bammel, zum ersten mal so ganz allein durch die Welt zu pilgern, aber ich bin unfassbar gespannt, was Los Angeles, Las Vegas, der Grand Canyon, San Francisco, Seattle und Co. für mich bereit halten. Ganz dick in meinem Kalender steht „7. August, Berlin Tegel“ mit einem Herz als i-Punkt.^^ Mit Zwischenstopp in London trete ich also in gut drei Wochen die Heimreise an.
Gestern war ich mit Lisa noch im Central Park, um mir die Philharmoniker anzuhören. Wir lagen im Gras, lauschten klassischer Musik und dämmerten im Halbschlaf einer lauen Sommernacht entgegen. Eines der letzten Spektakel meines Auslandsjahres. Und welch Ironie, mein erster Ausflug in die Stadt führte zum Washington Square Park, wo auch die Geschichte des Filmes „Der Klang des Herzen“/August Rush beginnt. Na? Und womit endet dieses Stück Filmgeschichte? Mit einem Happy End beim gerade erwähnten Konzert der Philharmoniker auf dem „Great Lawn“ des Central Parks. Muss ich nur noch lernen, Cello zu spielen und mir dann von einem feschen Rockstar ein Kind machen lassen. Haha. Eine zuckersüße Frauenstimme singt in meinem Ohr gerade „..doch ich fühl mich erst wieder wohl, wenn ich nach Hause komm…“. Vor dem Zugfenster fällt literweise Wasser auf die Erde. Es regnet und regnet.
Nun spielt die Musik „Hide and Seek“ von Imogen Heap, ein Lied mit welchem Hannah ein Abschiedsvideo für mich beschmückt hatte, damals – vor einem Jahr, als mir das Herz bis zum Hals schlug, weil mir wenige Stunden verblieben, bis ich am 17. August 2009 das Land verließ, um zu neuen Ufern aufzubrechen und ein Jahr in New York zu leben, welches mich wachsen lassen und an vielen Erfahrungen reicher machen sollte. Und wenn ich mal Resümee ziehe, hat es das ohne Zweifel getan. Ein Jahr lang in einem fremden Land, voller Verantwortung, ja ich will fast sagen eine Ersatzmutti für drei kleine Kinder zu sein, geht wohl an keinem wirkungslos vorbei. Die Orte und Dinge, die ich zu sehen bekommen habe, die Begegnungen, die mir passiert sind und auch die Hürden, die ich zu nehmen hatte, sowie die Rückschläge und Erniedrigungen, die ich erfahren sollte, haben aus mir, wie ich glaube, einen besseren und stärkeren Menschen gemacht. Nüchtern betrachtet war es wirklich ein Sprung ins kalte Wasser, von null auf hundert – und am Ende bin ich stolz und froh, mich nicht des Öfteren von der Versuchung, meine Schwäche einzugestehen, hab übermannen lassen und nicht frühzeitig meine Sachen gepackt und zurück gefahren bin. Schließlich wollte ich bereits geschlossene Freundschaften nicht aufgeben oder den Spaß und auch das leichte, sorglose, jugendliche Leben mit all seinen Möglichkeiten nicht missen. Ein Jahr der Kontraste und Extreme nimmt sein Ende und ich glaube, das Beste daraus mitgenommen zu haben.
Pause
16:06
Ich lass mich wieder Richtung Scarsdale treiben und endlich steckten meine Füße mal im Brunnen vom Washington Square Park, wo auch Kinder ausgelassen durchs Wasser planschten. Zum guten Schluss wurde mir noch im vor einigen Monaten erwähnten Salon Alfangi von einer spanischen Senora das Gesicht durch geklopft, die mir noch verklickern wollte, wie schlecht meine Haut sei und mir eine Gesichtsbehandlung aufschwatzen wollte. Womit hatte ich neben Hautproblemen dieses Jahr noch Streit dank furchtbarer Inhaltsstoffe in Essen und chlorigem Wasser, sowie Bakterienschleudern? Diverse Viren mit daraus resultierender (Schweine?!)Grippe oder unmenschliche Magendarminfekte, Gewichtszunahme und Fettablagerung in den Beinen, leidende Haare, reißende Haut an den Fingern… die Leiden des Fräulein Fuhrig.
Nun ziehen wir mal positive Bilanz. Ich durfte Orte sehen, wie etwa Philadelphia, Conneticut, Baltimore bzw. Maryland, ganz oben auf meiner Liste Chicago, außerdem Washington D.C., die Niagara Fälle, Verschiedenstes im Staate New York, über und über New York City und in den nächsten Tagen noch die zuvor genannten Städte in Kalifornien, sowie anschließend Seattle. Sogar bis nach Mexiko und Kanada bin ich gekommen. Ich habe Bekanntschaften mit Menschen aus der ganzen Welt gemacht, dem trauten Deutschland, Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Griechenland, Türkei, Südafrika, Australien, Neuseeland, Groß Britannien und Brasilien. Ich muss nicht zusammen rechnen, was ich in elf Monaten Arbeit verdient hab, was außerdem auch ein sehr umstrittener Betrag ist, aber ich habe mir den Spaß gemacht und durch meinen Messi-Haushalt und alle aufgehobenen Kassenbons so ein paar Sümmchen zusammen rechnen können. Ich habe überschlagen an durchschnittlich 4-5 Abenden die Woche bei Starbucks insgesamt um die $500 springen lassen, circa $650 für Restaurantbesuche, über $980 für Bücher und CDs, $421,38 für „nur“ das Verschicken von Geschenken und Post, $271,50 für Kino und Musicals (die Parkkosten zusammen zu rechnen war ich zu faul), wobei die ermogelten Filmbesuche durch angestellte Jamaikanerfreunde nicht berücksichtigt sind, an die $800 bei CVS, dem amerikanischen Schlecker, wovon ein erheblicher Teil für den Fotoinhalt meiner Scrapbooks drauf gegangen ist, ungefähr $550 bei Target (entspricht einem deutschen „real“), - jetzt kommt’s - sage und schreibe $3435,88 für Kleider und Schuhe (glaubt mir, das ist unschuldig beim Shoppingwahn in diesem Land) und eine Unsumme für Reisen und sonstiges Amüsement. So ungefähr sieht der verschwenderische Finanzhaushalt eines ambitionierten Au Pairs aus. (Lisa würde jetzt wieder in ihrer girliehaften Stimme ein zierliches „I don’t give a fuck“ daher singen.) Da kommt schon was zusammen, was dann so wohl in meiner Erinnerung, als auch in Koffern nach Hause mitgebracht werden muss.
Nun lasst mich mal noch ein bisschen Scheinchen für den Höhepunkt meines Jahres verballern – zwei Wochen High Life an der West Coast (yo man!) der Vereinigten Staaten. Und dann habt ihr mich auch schon wieder an der Backe und DANN wird erstmal einer gehoben! (Hab ich schon erwähnt, dass ich versucht hab, meiner Zweijährigen Zählen auf Deutsch beizubringen und sie aus der „vier“ ein „Bier“ gemacht hat?)
Wir sehen uns.
Zeit, den Stift beiseite zu legen.
P.S. Ich habe doch gesagt, ich bin in ein paar Tagen wieder da…^^